Wie sagt man so schön: „Wo gehobelt wird, fallen Späne.“ Man muss als Nebenprodukt einer Arbeit halt auch Negatives in Kauf nehmen. Und dazu gehören auch Meinungsverschiedenheiten. Ist ja kein Wunder, wenn man bedenkt, wie viele unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen und miteinander auskommen müssen. Manche Menschen reagieren bei Diskussionen bzw. Streit mit Wutausbrüchen, andere wiederum schweigen und schlucken alles hinunter. Keine dieser Reaktionen ist hilfreich für konstruktive Lösungen. Streiten ist etwas ganz Natürliches. Dennoch: Streit ist auch ungesund. Er kann Stress, hohen Blutdruck, Magengeschwüre u.a.m. fördern. Daher macht es Sinn, den Umgang mit Streit zu lernen.
Hinschauen statt Wegschauen
Gern gehen wir Konflikten aus dem Weg. Das ist natürlich bequem, nur leider nicht effizient. Wenn Sie Probleme mit KollegInnen haben, dann sprechen Sie diese an. Wenn Sie Konflikte zwischen anderen Kollegen wahrnehmen, dann halten Sie sich eher zurück. Sie können Begleitung anbieten, aber richten Sie bitte nicht im Streit anderer, sonst werden Sie Teil des Problems. Ermuntern Sie Ihre Kollegen, ihre Konflikte offen anzusprechen.
Was mich betrifft, das trifft mich auch
Wie oft fühlen wir uns in Diskussionen persönlich angegriffen, weil innere, persönliche Themen, Probleme, seelische Wunden u.a.m. angesprochen werden, die mit dem Streitthema an sich aber gar nichts zu tun haben. Ein Beispiel: Eine Kollegin weist Sie darauf hin, dass Sie ein Excel-Formular nicht ganz richtig ausgefüllt haben. In Ihnen löst diese Aussage vielleicht aus: „Ich habe etwas falsch gemacht, ich bin nicht gut genug.“ In diesem Fall hat die Kollegin einen wunden Punkt getroffen. Selbst wenn Sie es sachlich gemeint hat, Sie haben es vielleicht persönlich genommen. Auch hier kann ein offenes Gespräch helfen. Machen Sie sich bewusst, worum es geht und dass es sich nicht um eine persönliche Sache handelt. Je mehr Selbstwert und Selbstbewusstsein Sie haben, desto weniger werden Sie solche Aussagen Ihrer Vorgesetzten und KollegInnen treffen.
Regeln schaffen
Erarbeiten Sie im Team gemeinsame Regeln, die bei Diskussionen oder Streitigkeiten eingehalten werden sollen. Zum Beispiel könnte man eine dritte Person als Moderator hinzuziehen. Oder man macht sich ein „Stopp-Wort“ aus wie z.B. „Topfenstrudel“, das ein genervter Streitgesprächsteilnehmer aussprechen darf, sobald die Diskussion aus dem Ruder läuft.
Noch ein paar Tipps im Schnelldurchlauf:
- Vermeiden Sie Sätze, die mit „Du hast“, „Du bist“ beginnen. Solche Du-Formulierungen klingen anklagend und treiben Ihr Gegenüber in eine Ecke. Verwenden Sie stattdessen Ich-Sätze wie „Es hat mich verletzt…“, „Für mich fühlt es sich so an…“. So vermitteln Sie Ihren Kollegen, was Sie fühlen, und das schafft wiederum Verständnis.
- Vermeiden Sie auch Beleidigungen. Die tun nicht nur weh, sie sind auch respektlos und fehl am Platz. Beleidigungen verlagern Streitigkeiten auf eine Ebene, die alles andere als konstruktiv ist. Ein „normales“ Streiten ist dann nicht mehr möglich.
- Lassen Sie Gefühle zu. Je offener Sie selbst sind, desto eher kann sich auch Ihr Gegenüber öffnen.
- Wörter wie „immer“ oder „nie“ sollten vermieden werden.
- Wenn Sie keine Lösungsansätze in einem Streit finden, dann holen Sie eine objektive Meinung ein. Wichtig dabei ist, dass Sie jemanden hinzuziehen, der in die zur Rede stehende Sache nicht involviert ist.
- Meist konzentriert man sich bloß auf seine eigenen Argumente, sucht weitere Argumente für die eigene Position und vergisst aufs Zuhören. Lassen Sie auch Argumente Ihres Gegenübers gelten und hören Sie zu. Neue Perspektiven eröffnen neue Möglichkeiten.
- Wenn Sie eine Diskussion mit einem positiven Statement beginnen („Ich schätze an dir…“), dann können Sie das Gespräch in eine positive Richtung lenken.
Kollegen lernen sich bei Streitigkeiten oft besser kennen, als bei der alltäglichen Arbeit. Konstruktiver Streit fördert die Produktivität am Arbeitsplatz und den Teamgeist. Sie, Ihre KollegInnen und das Unternehmen werden davon mit Sicherheit profitieren.
Alles Liebe,
Doris
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Als Lebens- und Sozialberaterin arbeitet Doris Mayer mit Leidenschaft & Herz. Für meinjob.at schreibt sie Beiträge zu Themen wie Joborientierung, Burnout-Prävention, allgemeine Lebenskrisen u.v.a.m.. Sie folgt ihren Leidenschaften und Träumen – genau dasselbe wünscht Sie sich auch für Ihre KlientInnen. Nähere Informationen finden Sie unter www.psychosozialeberatungwien.at. |